Seit meinem letzten Blogbeitrag hat sich meine Welt recht deutlich auf den Kopf gestellt. Ich habe seit anderthalb Jahren nicht unterrichtet, weil da ein kleiner Mensch in meine Welt kam und seit mittlerweile über einem Jahr eine Schneise des Chaos in unserer Wohnung und in unseren Schlafrhythmen hinterlässt, und werde noch ein weiteres halbes Jahr nicht unterrichten, weil vor einem Jahr noch eine Pandemie dazu kam und ich meine kleine Familie am besten davor schütze, indem ich realweltliche Kontakte zu Menschen meide.

So hatte ich mir dieses Mutterdingens ja nicht vorgestellt. Also, so mitten in einem Ereignis, das so viel mit der ganzen Welt anstellt. Von mir aus hätte es genügt, wenn nur meine Welt auf den Kopf gestellt worden wäre.

Jedenfalls: Trotz allem Neuen essen wir trotzdem noch regelmäßig, und meistens ist es echt ganz lecker. Und inmitten von allem ist mir klar geworden, wie wichtig Schönes ist. Gute Gespräche, Spaziergänge, der Abendhimmel. Kunst – und zwar von anderen genießen und selbst machen, wenn es irgendwie geht.

Neil Gaiman hat das hervorragend auf den Punkt gebracht:

Life is sometimes hard. Things go wrong, in life and in love and in business and in friendship and in health and in all the other ways that life can go wrong. And when things get tough, this is what you should do.

Make good art.

I’m serious. Husband runs off with a politician? Make good art. Leg crushed and then eaten by mutated boa constrictor? Make good art. IRS on your trail? Make good art. Cat exploded? Make good art. Somebody on the Internet thinks what you do is stupid or evil or it’s all been done before? Make good art. Probably things will work out somehow, and eventually time will take the sting away, but that doesn’t matter. Do what only you do best. Make good art.

Besonders begeistert hat mich bei dieser Kunst-Sache im letzten Jahr die Herangehensweise von Austin Kleon, der einfach ganz viel mit Kunst „spielt“. Er probiert einfach aus – wie kann ein Art Journal aussehen, wie können Collagen aussehen und was passt alles in ein Zine? Zines sind einfach kleine Heftchen aus nur einem Blatt Papier, oft mit Kunst, die per Collage, Zeichnung und wilder Fantasie entstehen. Und das ging mir nicht mehr aus dem Kopf und vermischte sich irgendwie mit meinem Spaß am Kochen und Küchen-Experimentieren. Und so entstand vor einigen Tagen dann mein erstes Zine: „Omnomnom Nummer 1“ mit einem Rezept für Cajun-Eintopf. Weil man an Neujahr in den Südstaaten der USA wohl Schwarzaugenbohnen isst, denn das bringt Glück. Und Glück können wir 2021 echt alle brauchen.

Jedenfalls, mehrere Ideen kamen zusammen und es entstand mein erstes Zine, das ich im Copyshop optimistischerweise gleich hundert Mal kopierte und das zumindest in Teilen mittlerweile in zwei Läden ausliegt. Zum Mitnehmen und Freuen. Weil wir gerade einfach alle Freude brauchen können, die wir kriegen.

Falls ihr euch auch eines mitnehmen wollt, könnt ihr es hier herunterladen. Wie das Falten geht, erklärt Keri Smith hier. (Noch eine ganz, ganz wunderbare Künstlerin.)